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Der Irrtum von Vladvakistan |
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Lange Zeit kannte
man in Vladvakistan das Wort Irrtum nicht,
erklärt Nils Brökk, Dozent für
Verbalanthropologie im Hermann Lönss Institut
für angewandte Sprachwissenschaften. Die
Vladvakistaner lachten über die Bewohner
der Nachbarstaaten, die sich alle entweder bereits
im Irrtum befanden oder zumindest Medienimport
aus Irrtum-infizierten Staaten des kulturimperialisteschen
Westens betrieben.
Sie beobachteten auf Reisen ins benachbarte Tschad-Jugistan, wie die Menschen
dort ohne ersichtlichen Grund auf der Straße umfielen oder im Kino 13 Tschad-Jugistan-Scheffel
(und das waren umgerechnet immerhin stolze siebeneinhalb Vladvakistan-Zlotti)
für Popcorn ausgaben.
Nils Brökk schüttelt traurig den Kopf, als er einen Reiseprospekt der
vladvakistanischen Hauptstadt Detmold auf den Tisch legt. Im Fremdenführer
wurde damals auf die malerischen Lippe-Brücken, die pitoresken Thymiangärten
und den Koloss von Detmold hingewiesen. Wir können nur mutmaßen, was
mit Vladvakistan passiert ist. Tatsache ist, dass sich Detmold heute zwischen
Hannover und Kassel befindet, Vladvakistan zusammen mit den Nachbarstaaten Tschad-Jugistan
und Fritz Naumann von der Landkarte verschwunden ist und dass all dies die Folge
eines schrecklichen Irrtums sein muß. Nils Brökk schaut betreten
zur Seite, während er den Reiseführer von Detmold schließt.
Solange die Forschungsbeiträge für para-terminologische Geowissenschaften
weiter gekürzt werden, werden wir nicht in der Lage sein, zuverlässige
Frühwarnsysteme für spontane Irrtümer zu entwickeln. Wir wissen
bis heute nicht, was aus Tschad-Jugistan geworden ist. Fritz Naumann machten
wir in Ekel an der Eider ausfindig. Aber auch er ist inzwischen genauso langweilig
wie Detmold.
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